Einführung in die Sexualberatung
- sabrinavollenweide
- 16. Sept. 2024
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Apr.
Liebe Leser*innen und Besucher*innen,
im letzten Blogbeitrag habe ich mich dem Thema Paarberatung gewidmet. Heute möchte ich die Sexualberatung in den Fokus nehmen. Diese beiden Beratungen überschneiden sich natürlich sehr häufig.
Ob es um Unsicherheiten, mangelnde Lust oder das Bedürfnis nach mehr Erfüllung in der Sexualität geht – sexuelle Themen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Beziehungen und unseres Wohlbefindens. Doch viele Menschen scheuen sich, darüber zu sprechen oder wissen nicht, wie sie solche Themen ansprechen sollen.
In diesem Blogbeitrag möchte ich euch einen Einblick geben, was Sexualberatung ist, wie sie abläuft und wie sie euch unterstützen kann. Falls ihr nach dem Lesen noch Fragen habt, zögert nicht, euch bei mir zu melden!
Viel Freude beim Lesen!
Beziehungsweise liebe Grüsse,
Sabrina
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Was ist Sexualberatung?
Sexualberatung ist eine professionelle Beratung, die Menschen dabei unterstützt, ihre Sexualität besser zu verstehen, sexuelle Herausforderungen zu bewältigen und ein erfüllteres Sexualleben zu führen. Es geht dabei um viel mehr als nur körperliche Aspekte: Auch emotionale und psychische Themen spielen dabei eine zentrale Rolle.
Ziel der Sexualberatung ist es, offen über sexuelle Themen zu sprechen, Hemmungen abzubauen und Wege zu finden, um die eigene Sexualität selbstbestimmt, selbstbewusst und zufrieden auszuleben.
Sexualberatung richtet sich nicht nur an Paare, sondern auch an Einzelpersonen. Jeder, der Fragen, Unsicherheiten oder Wünsche in Bezug auf seine Sexualität hat, kann von einer Sexualberatung profitieren.
Welche Themen werden in der Sexualberatung besprochen?
Die Themen, die in einer Sexualberatung angesprochen werden, sind so vielfältig wie die Sexualität selbst. In der Sexualberatung gibt es kaum ein Thema, das tabu ist. Hier kannst du offen über alles sprechen, was dich beschäftigt – egal, ob es Unsicherheiten, offene Fragen oder der Wunsch nach Veränderung sind.
Zu den häufigen Themen, die in der Beratung besprochen werden, zählen:
Probleme mit Lust, Erregung, Erektion, Orgasmus oder Schmerzen beim Sex: Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens sexuelle Probleme. Ob es um körperliche Aspekte wie Erregung und Orgasmus geht oder emotionale Barrieren – in der Beratung schauen wir gemeinsam, wie du wieder zu einer erfüllenden Sexualität finden kannst.
Kommunikation über Sexualität: Oft fällt es Paaren oder Sexualpartner*innen schwer, offen über ihre sexuellen Wünsche oder Bedürfnisse zu sprechen. Die Beratung hilft dabei, diese Kommunikation zu verbessern.
Fragen zur sexuellen Identität, Orientierung oder Geschlechtsidentität: Wenn du dir über deine sexuelle Identität oder Orientierung unsicher bist oder Fragen zu deiner Geschlechtsidentität hast, bietet die Sexualberatung einen wertungsfreien Raum, um diese Themen in Ruhe zu erkunden.
Einsamkeit und der Wunsch nach einer Partnerschaft: Einsamkeit und das Fehlen einer Partnerschaft wirken sich oft auf das sexuelle Wohlbefinden aus. Hier können wir gemeinsam daran arbeiten, deine Bedürfnisse zu erkennen und Wege zu finden, erfüllende Beziehungen aufzubauen.
Der Wunsch, sich in der eigenen Sexualität weiterzuentwickeln: Viele Menschen möchten sich in ihrer Sexualität neu entdecken oder persönliche Grenzen erweitern. Die Sexualberatung bietet den Raum, um neue Wege zu finden, wie du deine Sexualität erfüllender und bewusster erleben kannst.
Sexuelle Fantasien und Vorlieben: Wie können sexuelle Fantasien in einer Beziehung besprochen und möglicherweise ausgelebt werden?
Der Wunsch, sich bewusster mit dem eigenen Körper und der Sexualität auseinanderzusetzen: Sexualberatung kann dir helfen, eine tiefere Verbindung zu deiner Sexualität zu entwickeln und deinen Körper besser kennenzulernen.
Sexsucht, übermässiger Pornokonsum, Bordellbesuche oder Sexarbeit: Wenn du dich mit einem übermässigen Drang zu sexuellen Aktivitäten oder Konsumformen wie Pornografie beschäftigst, unterstützt dich die Beratung dabei, einen gesunden Umgang mit deiner Sexualität zu entwickeln.
Veränderungen im Sexualleben: Übergänge wie das Elternwerden, der Wechsel in die Menopause oder das Altern können das Sexualleben beeinflussen. Die Beratung kann helfen, diese Phasen zu meistern und neue Wege zu finden.
Umgang mit sexuellen Ängsten oder traumatischen Erfahrungen: Sexuelle Ängste oder negative Erlebnisse können eine starke Belastung darstellen. Gemeinsam arbeiten wir daran, solche Erfahrungen zu verarbeiten und einen Weg zu finden, deine Sexualität wieder positiv zu erleben.
Sexueller Fetischismus, BDSM, Kink: Die Beratung bietet einen offenen und nicht-wertenden Raum, um über Fetische oder BDSM-Praktiken zu sprechen und Wege zu finden, diese sicher und erfüllend auszuleben.
Wie läuft eine Sexualberatung ab?
In einer Sexualberatung ist es wichtig zu Beginn einen geschützten Raum zu schaffen, in dem offen über sexuelle Themen gesprochen werden kann – ohne Scham, Tabus oder Vorurteile. Im ersten Gespräch geht es darum, die Anliegen der Kund*innen zu besprechen und gemeinsam herauszufinden, welche Ziele du oder ihr in der Beratung erreichen möchtet.
Im Verlauf der Sitzungen werden dann Wege erarbeitet, um die Themen konkret anzugehen. Das kann durch Gespräche, Übungen und manchmal auch durch "Hausaufgaben" geschehen, die helfen, neue Erfahrungen im Alltag zu machen.
Wer kann von einer Sexualberatung profitieren?
Sexualberatung ist für alle Menschen, die Fragen oder Schwierigkeiten mit ihrer Sexualität haben oder einfach das Bedürfnis verspüren, mehr über ihre Sexualität zu erfahren. Hier einige Beispiele, wer von einer Sexualberatung profitieren kann:
Paare, die sich in ihrer Sexualität entfremdet fühlen und nach neuen Wegen suchen, um wieder mehr Intimität und Freude zu finden.
Menschen, die mit sexuellen Funktionsstörungen kämpfen und Lösungen dafür suchen.
Personen, die ihre sexuelle Orientierung oder Identität hinterfragen und einen sicheren Ort brauchen, um diese Themen zu besprechen.
Einzelpersonen, die ihr sexuelles Selbstbewusstsein stärken und ihren Körper und ihre Sexualität erkunden und besser verstehen möchten.
Wie lange dauert eine Sexualberatung?
Die Dauer der Sexualberatung hängt stark von den individuellen Bedürfnissen ab. Manche Menschen spüren bereits nach wenigen Sitzungen eine Verbesserung, während andere über einen längeren Zeitraum Begleitung in Anspruch nehmen möchten. In der Regel dauert eine Sitzung etwa 60 bis 90 Minuten, wobei die Häufigkeit und Anzahl der Sitzungen flexibel und auf deine oder eure Situation abgestimmt sind.
Was kann Sexualberatung bewirken?
Eine erfolgreiche Sexualberatung kann viele positive Veränderungen bewirken. Hier einige Beispiele:
Besseres Verständnis der eigenen Sexualität: Menschen lernen, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen besser zu verstehen und auszudrücken.
Verbesserte Kommunikation: Paare entwickeln die Fähigkeit, offen und wertschätzend über sexuelle Themen zu sprechen, was oft zu mehr Intimität und Verbundenheit führt.
Lösung von sexuellen Herausforderungen: Viele Menschen finden durch die Beratung praktische und emotionale Wege, um mit sexuellen Problemen umzugehen und diese zu bewältigen.
Mehr Selbstbewusstsein: Ein positiveres Körperbild und ein gestärktes sexuelles Selbstbewusstsein können langfristig zu mehr Freude und Erfüllung in der Sexualität führen.
Erweiterung der sexuellen Möglichkeiten: Die Sexualberatung bietet die Möglichkeit, neue Aspekte der eigenen Sexualität zu entdecken und dadurch das eigene Erleben zu erweitern.
Wie viel muss ich in der Sexualberatung über meine Sexualität preisgeben?
Diese Frage beschäftigt viele Menschen, die sich unsicher fühlen, wie offen sie in einer Beratung über ihre Sexualität sprechen sollen. In der Sexualberatung bestimmst du selbst, wie viel du von dir preisgeben möchtest. Du bist zu nichts verpflichtet und entscheidest, was du teilen möchtest, zu welchem Zeitpunkt du dazu bereit bist und was du nicht mitteilen möchtest. Manchmal fällt es schwer, über bestimmte Dinge zu sprechen, besonders wenn sie schambehaftet sind oder lange verdrängt wurden. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst und die Berater*in dir das Gefühl gibt, dass alles in deinem Tempo geschehen kann.
Ein guter Berater wird dir helfen, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der du dich öffnen kannst, ohne Druck zu verspüren. Viele Menschen erleben, dass sie im Laufe der Zeit mutiger werden, je mehr sie sich im Beratungsprozess sicher fühlen.
Wie bereite ich mich auf eine Sexualberatung vor?
Eine Vorbereitung auf die Sexualberatung ist nicht zwingend erforderlich, kann aber hilfreich sein, um das Beste aus den Sitzungen herauszuholen. Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen könnten:
Reflektiere deine Anliegen: Überlege dir vorab, was dich beschäftigt. Gibt es konkrete Fragen oder Probleme, die du ansprechen möchtest? Je klarer du deine Bedürfnisse kennst, desto gezielter kann die Beratung sein.
Sei offen und ehrlich: Bereite dich mental darauf vor, offen über deine Sexualität zu sprechen. Ehrlichkeit ist ein wichtiger Bestandteil des Beratungsprozesses, da sie dabei hilft, effektive Lösungen zu finden.
Überlege dir deine Grenzen: Welche Themen möchtest du anfangs vielleicht nicht besprechen? Es ist vollkommen in Ordnung, wenn es Bereiche gibt, die du nur langsam oder gar nicht teilen möchtest. Diese Grenzen kannst du jederzeit setzen und anpassen.
Fragen vorbereiten: Manchmal vergisst man im Gespräch wichtige Fragen. Schreibe dir vorab auf, was du unbedingt ansprechen möchtest.
Wie wichtig ist Vertraulichkeit in der Sexualberatung?
Vertraulichkeit ist in der Sexualberatung von zentraler Bedeutung. Alle Themen, die du in der Beratung ansprichst, unterliegen der Schweigepflicht. Das bedeutet, dass nichts, was du teilst, ohne deine ausdrückliche Zustimmung weitergegeben wird.
Die Gewissheit, dass alles, was du sagst, im Raum bleibt, hilft vielen Menschen dabei, sich zu öffnen und die Beratung als sicheren Raum zu nutzen. Wenn du dir unsicher bist, sprich deine Berater*in gerne direkt darauf an – Dann erhältst du konkrete Auskunft, wie die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.
Was passiert, wenn ich mich zu sehr schäme, um bestimmte Dinge anzusprechen?
Scham ist ein starkes Gefühl, das oft mit der Sexualität verbunden ist. In der Sexualberatung geht es darum, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem du über deine Themen sprechen kannst, ohne verurteilt zu werden. Wenn du dich sehr schämst, bestimmte Themen anzusprechen, dann ist das vollkommen in Ordnung, wenn du Zeit brauchst, um dich zu öffnen. Der erste Schritt ist oft, einfach anzuerkennen, dass die Scham da ist.
Eine Berater*in wird dir helfen, diese Scham Stück für Stück zu überwinden, indem sie dir zeigt, dass deine Gedanken und Gefühle vollkommen normal sind. Es ist wichtig zu verstehen, dass es in der Beratung keinen Druck gibt, alles sofort offenlegen zu müssen. Du bestimmst das Tempo.
Was, wenn meine Partner*in nicht an der Sexualberatung teilnehmen möchte?
Es kommt vor, dass nur eine Person in einer Beziehung den Wunsch nach einer Sexualberatung hat. In solchen Fällen kann die Beratung dennoch sehr hilfreich sein. Es ist zwar ideal, wenn beide Partner gemeinsam an der Beratung teilnehmen, aber auch Einzelgespräche können wertvolle Erkenntnisse bringen. Du kannst lernen, besser mit deinem Partner oder deiner Partnerin zu kommunizieren, neue Ansätze für Intimität zu entwickeln oder herausfinden, wie du deine eigenen Bedürfnisse klarer ausdrücken kannst.
Es ist auch möglich, dass dein Partner oder deine Partnerin zu einem späteren Zeitpunkt bereit ist, sich an der Beratung zu beteiligen.
Ist Sexualberatung auch für Singles relevant?
Ja, Sexualberatung richtet sich nicht nur an Paare, sondern kann auch für Singles sehr hilfreich sein. Als Einzelperson kannst du beispielsweise Unterstützung dabei erhalten, deine eigene Sexualität besser zu verstehen, mit Selbstzweifeln umzugehen oder die Beziehung zu deinem Körper zu stärken. Auch die Verarbeitung von vergangenen negativen Erlebnissen oder das Erkunden deiner sexuellen Identität können Themen sein. Viele Menschen finden es hilfreich, an ihrer Sexualität zu arbeiten, um sich selbst besser kennenzulernen und gestärkt in zukünftige Beziehungen zu gehen.
Gibt es typische Missverständnisse über Sexualberatung?
Ja, es gibt einige Missverständnisse, die häufig auftreten. Ein gängiges Missverständnis ist, dass Sexualberatung nur für Menschen mit grossen Problemen in ihrer Sexualität gedacht ist. In Wahrheit kann jeder von der Beratung profitieren – unabhängig davon, ob er oder sie gerade akute Schwierigkeiten hat oder einfach nur mehr über sich selbst und seine Bedürfnisse erfahren möchte.
Ein weiteres Missverständnis ist, dass es in der Beratung um Sexualpraktiken oder Techniken geht. Während diese Themen in manchen Fällen relevant sind, geht es in der Sexualberatung oft viel mehr um Emotionen, Kommunikation und das Verständnis für sich selbst und den Partner oder die Partnerin. Sexualität ist komplex und umfasst viel mehr als nur körperliche Aspekte, Stellungen und Techniken.
Wann ist eine Psychotherapie und wann eine Sexualberatung sinnvoll?
Bei schwerwiegenden traumatischen Erlebnissen, die deine psychische Gesundheit beeinträchtigen, kann es wichtig sein, eine Psychotherapie in Betracht zu ziehen. Sexualberatung ist in der Regel sinnvoll, wenn es um den Umgang mit bestimmten sexuellen Themen oder Herausforderungen geht, die deine Lebensqualität betreffen, ohne dass eine tiefergehende psychische Erkrankung im Vordergrund steht. In der Sexualberatung können traumatische Erfahrungen natürlich auch besprochen werden – allerdings liegt der Fokus darauf, sexuelle Schwierigkeiten zu bearbeiten und Wege zu einem erfüllten Sexualleben zu finden. Wenn du unsicher bist, was für dich der richtige Weg ist, können wir dies gemeinsam in der Beratung klären.
Was, wenn ich während der Sexualberatung starke emotionale Reaktionen habe?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass starke emotionale Reaktionen auftreten, besonders wenn Themen angesprochen werden, die tief sitzen oder mit schwierigen Erfahrungen verbunden sind. Traurigkeit, Wut oder sogar Scham sind normale Emotionen, die im Beratungsprozess vorkommen können. In einer professionellen Beratung wird darauf einfühlsam eingegangen, und du wirst ermutigt, diese Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten.
Eine gute Berater*in wird dir den Raum geben, diese Emotionen in deinem Tempo zu erkunden, ohne dich zu überfordern. Es kann sogar ein Zeichen dafür sein, dass du an etwas Wichtigem arbeitest, das dir hilft, langfristig mehr Klarheit und Erleichterung zu finden.
Fazit: Wann macht Sexualberatung Sinn?
Sexualberatung ist nicht nur für Menschen gedacht, die akute Probleme haben, sondern auch für diejenigen, die sich weiterentwickeln und ihre Sexualität besser verstehen wollen. Es geht darum, einen offenen, sicheren Raum zu schaffen, in dem über das gesprochen werden kann, was oft im Alltag keinen Platz findet. Egal ob ihr als Paar oder Einzelperson kommt – Sexualberatung bietet die Möglichkeit, mehr Freude, Verbundenheit und Selbstbewusstsein in der Sexualität zu erfahren.
Wenn du neugierig geworden bist oder weitere Fragen hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung!
Fragen, Anregungen oder Beratungsanfragen können gern via E-Mail an kontakt@beziehungsweise-davos.ch gesendet werden oder an 077 810 74 20.
Dann bleibt nichts übrig, als euch einen wunderschönen Herbst zu wünschen und natürlich:
Beziehungsweise liebe Grüsse
Sabrina
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