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Schmerzen beim Sex - was steckt dahinter und wie lässt sich damit umgehen?

Sexualität ist für viele Menschen ein Ort von Nähe, Lust und Verbundenheit. Umso belastender ist es, wenn der Körper plötzlich anders reagiert – wenn Schmerzen auftreten, wo eigentlich Freude sein sollte. Schmerzen beim Sex sind ein sensibles, oft schambesetztes Thema. Und doch betrifft es mehr Menschen, als viele denken: Frauen und Männer, in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen.

Als Sexualberaterin begegne ich diesem Thema regelmässig. Und ich möchte dir zeigen: Du bist damit nicht allein. Es gibt Erklärungen, und es gibt Wege, etwas zu verändern.


Was bedeutet „Schmerzen beim Sex“ eigentlich?

Fachlich spricht man von Dyspareunie – wiederkehrenden oder anhaltenden Schmerzen, die beim Sex auftreten. Das kann sehr unterschiedlich aussehen:

  • Schmerzen beim Eindringen

  • Brennen oder Stechen während der Bewegung

  • Krämpfe oder Druck im Becken

  • Nachwirkungen, die noch Stunden oder Tage spürbar sind

Jeder Körper erlebt das anders. Manche spüren oberflächliche Beschwerden, andere tiefere Schmerzen. Manchmal treten sie nur in bestimmten Situationen auf, manchmal fast immer.


Wie häufig ist das?

Auch wenn kaum darüber gesprochen wird: Schmerzen beim Sex sind keine Seltenheit. Studien zeigen, dass:

  • rund 33 % der Frauen schon einmal Schmerzen aufgrund von Sex erlebt haben

  • 10–20 % der Frauen regelmässig betroffen sind

  • 5–13 % der Männer über Schmerzen beim Sex berichten


Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher, weil viele schweigen – aus Scham, Unsicherheit oder der Hoffnung, dass es „von allein“ wieder verschwindet.


➡️ Diese Daten zeigen: Schmerzen beim Sex sind weit verbreitet, aber wie stark und wie oft sie wahrgenommen werden, hängt stark von individuellen, medizinischen und psychosozialen Faktoren ab.


Mögliche Ursachen

Die Gründe können sehr unterschiedlich sein – und oft spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle.

Körperliche Ursachen

  • Gynäkologisch: Infektionen, Endometriose, Vernarbungen, hormonelle Veränderungen (z. B. nach der Geburt oder in den Wechseljahren)

  • Urologisch: Entzündungen, Prostatitis, Vorhautverengungen, Hauterkrankungen

  • Muskel- und Nervensystem: Verspannungen im Beckenboden, Narben, Nervenreizungen

  • Weitere Faktoren: Medikamente, Operationen, chronische Erkrankungen


Psychische und emotionale Einflüsse

  • Stress, Überlastung, Müdigkeit

  • Angst vor Schmerz oder „Versagen“

  • Negative sexuelle Erfahrungen oder Traumata

  • Scham oder fehlende Kommunikation in der Partnerschaft


Wenn Schmerzen beim Sex auftreten, suchen viele Menschen zuerst nach einer „klaren“ Ursache: etwas Körperliches, das man benennen und behandeln kann. Und das ist auch absolut wichtig – denn Infektionen, hormonelle Veränderungen, Endometriose, Prostatitis oder Narben können ganz konkrete Auslöser sein.

Doch genauso oft zeigt sich, dass Schmerz nicht ausschliesslich körperlich erklärbar ist. Unser Körper und unsere Psyche sind eng miteinander verbunden. Wer einmal Schmerz erlebt hat, spannt sich vielleicht unbewusst an, aus Angst, dass er wiederkommt. Diese Anspannung kann den Schmerz verstärken – selbst wenn die ursprüngliche körperliche Ursache längst abgeklungen ist. Auch Stress, Scham, alte Verletzungen oder Unsicherheit in der Partnerschaft können die Wahrnehmung von Schmerz intensivieren.

Das bedeutet nicht, dass „alles psychisch“ wäre. Es bedeutet vielmehr: Schmerzen beim Sex sind komplex. Sie entstehen häufig aus einem Zusammenspiel verschiedener Ebenen – körperlich, emotional und beziehungsbezogen. Genau deshalb lohnt es sich, sowohl medizinisch abklären zu lassen, als auch Räume zu öffnen, in denen die psychischen und partnerschaftlichen Seiten betrachtet werden.


Warum es so schwerfällt, darüber zu sprechen

Schmerzen beim Sex berühren intime Bereiche unserer Identität: Weiblichkeit, Männlichkeit, Attraktivität, das Gefühl „richtig“ zu sein. Viele Betroffene schweigen lieber, als sich verletzlich zu zeigen. Doch genau das Schweigen verstärkt oft das Gefühl von Alleinsein und Hilflosigkeit.


Erste Schritte, die hilfreich sein können

💡 Was kann entlastend sein?

  • Medizinische Abklärung: Gynäkolog*in, Urolog*in oder sexualmedizinische Fachärzt*in können Ursachen erkennen.

  • Physiotherapie für den Beckenboden: hilft, Verspannungen zu lösen und ein neues Körpergefühl zu entwickeln.

  • Sexual- oder Paartherapie: Raum, um offen über Ängste, Erwartungen und Bedürfnisse zu sprechen.

  • Praktische Hilfsmittel: Gleitmittel, neue Formen der Berührung, Nähe ohne Leistungsdruck.

Wichtig: Es gibt nicht „den einen“ Weg. Was hilft, ist so individuell wie die Menschen selbst.


Mut beginnt klein

Schmerzen ernst zu nehmen und nicht länger wegzuschieben, ist bereits ein grosser Schritt. Wenn du bemerkst: „Etwas stimmt nicht“ – dann ist das nicht das Ende, sondern der Anfang einer Veränderung.

Von da aus können neue Wege entstehen: reden, verstehen, ausprobieren, Unterstützung annehmen. Schritt für Schritt.


Mein Anliegen als Sexualberaterin

In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder: Sobald das Schweigen durchbrochen ist, entsteht Raum für Entlastung und Hoffnung. Gemeinsam können wir erkunden, was genau bei dir los ist – und welche Wege für dich und (falls gewünscht) deine Partnerschaft hilfreich sein könnten.

Du musst diesen Weg nicht allein gehen. 🤍


Fazit

Schmerzen beim Sex sind ein ernstes, aber behandelbares Thema. Sie sind kein Zeichen von „Unnormalität“ oder persönlichem Versagen – sondern ein Signal, das Aufmerksamkeit verdient.

Wenn du dich darin wiedererkennst: Trau dich, den ersten Schritt zu gehen. Sich zu öffnen ist mutig – und kann der Beginn einer neuen Leichtigkeit in deiner Sexualität sein.


Melde dich gern für ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch.


Herzlich, Sabrina

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